Die Radioligandentherapie (RLT) ist eine relativ neue Therapie, die das Tumorwachstum stoppen und in manchen Fällen sogar zu einer Rückbildung führen kann.1

Die RLT macht sich den Umstand zunutze, dass Somatostatin-Analoga automatisch ihren Weg zu neuroendokrinen Tumoren und deren Metastasen finden. Versetzt man die Somatostatin-Analoga mit einem radioaktiven Stoff, erhält man eine Strahlentherapie direkt am Tumor sowie gegebenenfalls an seinen Metastasen, wo auch immer sich Tumor oder Metastasen befinden. Das Verfahren kommt daher besonders für Patientinnen und Patienten infrage, deren neuroendokrinen Tumoren Metastasen gebildet haben, die nicht operativ entfernt werden können.1

Leben mit NET: Die Peptidrezeptor-vermittelte Radionuklidtherapie (PRRT) ist eine relativ neue Therapie
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Funktionsweise: Strahlentherapie direkt am neuroendokrinen Tumor

Fast alle neuroendokrinen Tumoren besitzen Rezeptoren für den körpereigenen Botenstoff Somatostatin. Nur an diesen Bindungsstellen kann es andocken, um seine „Botschaft“ zu übermitteln. Diese Rezeptoren kommen überall im Körper in gesunden Geweben vor, an neuroendokrinen Tumoren ist ihre Anzahl jedoch stark erhöht. Werden Somatostatin-Analoga injiziert, binden sie sich automatisch an das Tumorgewebe.2

Bei der PRRT wird ein Somatostatin-Analogon mit einem schwach radioaktiven Stoff versetzt, der Beta- und Gammastrahlung emittiert. Im Gewebe besitzt Betastrahlung einen sehr kleinen Wirkungsradius im Millimeterbereich.3 Die Belastung durch die Gammastrahlung ist gering und kann etwa mit der einer Computertomographie verglichen werden.4

Durch die Andockstellen an den neuroendokrinen Tumoren gelangen die Somatostatin-Analoga mit ihrem radioaktivem „Gepäck“ direkt dorthin, wo die Behandlung stattfinden soll – in die Tumorzelle.

Leben mit NET: Ein Arzt spricht mit einer Patientin, die sich einer Computertomographie unterziehen wird
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Die Betastrahlung zerstört die Krebszellen, während die Gammastrahlung über eine Gamma-Kamera die Verlaufsmessung ermöglicht (siehe Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie). Es lässt sich also gut kontrollieren, ob die strahlenden Teilchen ihr Ziel erreicht haben. Der Effekt auf das gesunde Gewebe ist gering, und der Nutzen der Behandlung überwiegt das von ihr ausgehende Risiko. Die radioaktive Substanz wird in der Regel innerhalb weniger Tage über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.5,6

Voraussetzungen: Wann kommt der Einsatz von RLT infrage?

Vor der Therapie muss mithilfe einer Somatostatin-Rezeptorszintigraphie getestet werden, ob der neuroendokrine Tumor über genügend Somatostatin-Rezeptoren verfügt. Das Verfahren lässt sich beispielsweise bei Insulinomen häufig nicht anwenden, da diese weniger oder inkompatible Somatostatin-Rezeptoren besitzen. Zudem muss der Tumor möglichst gut differenziert sein, da die Behandlung bei schlecht differenzierten neuroendokrinen Tumoren (NET-G3) nicht anspricht.7,8

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